Die Rolle der Printmedien |
Die Rolle des Fernsehens |
Wurde der Krieg aufgrund der Medien verloren?
Ja, denn...... es war der erste Krieg, den Amerika verloren hat und gleichzeitig auch der erste Krieg, der medial von derart umfangreicher Medienberichterstattung begleitet wurde. Dabei kann ein direkter Zusammenhang gesehen werden, den auch Lyndon Johnson und Richard Nixon aufgreifen in ihrer Argumentation über die Kriegs-niederlage und der Spaltung der amerikanischen Nation (vgl. Hallin 1986, S. 105).
... die Berichterstattung zu der Zeit der Tet-Offensive zeigte den enormen Einfluss der Medien auf die amerikanische Bevölkerung, denn sie war innerhalb dieses Zeitraumes noch umfangreicher im Vergleich zu den anderen Kriegsphasen. ... die Medien entmutigten die Bevölkerung, da sie frei von Patriotismus und ohne Zensur argierten und dabei keine Befürwortung der Regierungspolitik offerierten. Aufgrund der Berichte von Toten, Verletzten und Kampfhandlungen wurde eine Begründung für die Bevölerung geschaffen, die Politik sei falsch und das Militär sollte sich aus dem Krieg zurückziehen (vgl. Beham 1996, S. 79). Dadurch fehlte die Unterstützung der amerikanischen Bevölkerung. ... "wenn man sich die Bilder vor Augen führt, dann kann man verstehen, dass diese bei vielen Leuten dazu geführt haben, für eine Beendigung des Krieges zu sein" (Krumm 2014, S. 23). Der Einfluss von Bildern toter Soldaten, verwüsteten Bombenlandschaften, zerstörter Dörfer, verletzter Kinder, getöteter vietna-mesischer Zivilisten und trauernder Angehörigen ließen die amerikanische Bevölkerung nicht unberührt und beeinflussten ihre Sicht auf den Krieg. Als Beispiel lassen sich hier besonders die grauenhafter Bilder und Berichte von My Lai anführen, oder das von Napalm verbrannte, fliehende Mädchen (vgl. ebd., S. 22). ... es muss davon ausgegegangen werden, dass die Medien und speziell das Fernsehen in "certain circumstances and in certain ways, shape politcal perceptions very powerfully" (Hallin 1986, S. 108). ... die Berichterstatter im Vietnamkrieg hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass der Krieg schneller beendet worden ist und es folglich zu einer Niederlage kam. General Westmoreland ging sogar so weit zu sagen, die Medien und das Militär standen sich feindlich gegenüber (vgl. Mönch 1993, S. 682 ff.) |
Nein, denn...... die Berichterstattung war nicht so frei wie ihr oft unterstellt wird. Die Reporter unterlagen z.B. einer Selbstzensur im Sinne der Regierung sowie "Empfehlungen" seitens der Redaktionsleitung, ihnen konnte das Visum entzogen und der Zugang zu Telegrafie-Geräten verwehrt werden (vgl. Behamn 1996, S. 89).
... der nationale Wille war von Beginn an nicht gegeben, denn er wurde der Bevölkerung nicht vermittelt. Präsident Johnson muss sich dabei den Vorwurf gefallen lassen, er habe der Bevölkerung den politischen Stellenwert und die Bedeutung des Vietnamkrieges nicht aufgeklärt (vgl. Mönch 1991, S. 687). ... es gab sowohl politische als auch militärisch gravierende Fehler, die zum Rückzug aus Vietnam geführt haben (vgl. Krumm 2014, S. 23):
... es gibt drei wesentliche Punkte, welche den Einfluss der Medien stark relativieren und belegen, dass dieser weitaus geringer war als vielerseits vermutet:
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Fazit
Unsere persönliche Meinung geht mit keinem der beiden vorgestellten Argumentationsstränge vollständig einher. Wir sehen die Antwort auf die Forschungsfrage, ob der Vietnamkrieg aufgrund der Medien verloren wurde, zwischen den beiden gegensätzlichen Perspektiven. Wir sind der Auffassung, dass die Medien sehr wohl Einfluss auf den Kriegsverlauf hatten, was besonders anhand der Tet-Offensive deutlich wurde. Während die Medien zuvor eine hurrapatriotische Haltung einnahmen, welche nicht die Kriegsrealität wiederspiegelte, änderte sich die Narrative der Berichterstattung der Realität immer näher an. Besonders die sich ändernde Narration der Medien und die daraus resultierende Glaubwürdigkeitslücke zwischen US-Regierung und der Bevölkerung, führten zu der Annahme einer Dolchstoßlegende. Die Medien waren jedoch keineswegs der einzige Faktor, der eine Rolle bei der amerikanischen Niederlage spielte. Besonders auf politischer sowie militärischer Ebene lassen sich vielerlei Gründe finden, die einen negativen Kriegsverlauf begünstigten und das Vertrauen der eigenen Bevölkerung sinken ließen. Den Medien kann nicht die Schuld gegeben werden für dieses Versagen, denn sie konnten die Fassade eines gut verlaufenden Krieges nicht länger aufrecht erhalten, denn der Krieg lief nicht gut. Die Siegernation USA muss sich ihr Versagen auf allen Ebenen eingestehen und nicht nach Ausreden für ihre Niederlage suchen.
Die Berichterstattung über den Vietnamkrieg führte zu weitreichenden Konsequenzen für alle nachfolgenden Kriege. So war eine freie Berichterstattung der Medien danach nie wieder so möglich wie zu Zeiten des Vietnamkrieges, sondern unterlag enormen Einschränkungen und der Kontrolle durch die Regierung (vgl. Krumm 2014, S. 27). Die starke Zensur der Medienberichterstattung lässt sich beispielsweise deutlich im Irak- und Afghanistankrieg beobachten und es ist anzunehmen, dass die Kontrolle über die Medien bis heute weiter zugenommen hat und dies auch weiterhin tun wird. Der Bevölkerung werden bewusst Informationen vorenthalten, wodurch eine freie Meinungsbildung nur noch sehr schwer möglich ist. Um eben diese eigene Meinungsbildung zu verhindern und die positive Grundstimmung gegenüber eines militärischen Konflikts zu wahren, setzen die USA inzwischen auf Reporter, die als "embedded journalists"* über Konflikte berichten dürfen. Seitens der Regierung und dem Militär stellen die Medien einen wesentlichen Einflussfaktor auf die Bevölkerung dar, mit dem sie Gegenstimmen eindämmen und Informationen gezielt einsetzen bzw. zurückhalten können. Für die Öffentlichkeit muss diese Entwicklung jedoch sehr kritisch betrachtet werden, da eine umfassende Auseinandersetzung sowie eine eigene Meinungsbildung aufgrund fehlende Informationen kaum noch möglich ist.
Die Berichterstattung über den Vietnamkrieg führte zu weitreichenden Konsequenzen für alle nachfolgenden Kriege. So war eine freie Berichterstattung der Medien danach nie wieder so möglich wie zu Zeiten des Vietnamkrieges, sondern unterlag enormen Einschränkungen und der Kontrolle durch die Regierung (vgl. Krumm 2014, S. 27). Die starke Zensur der Medienberichterstattung lässt sich beispielsweise deutlich im Irak- und Afghanistankrieg beobachten und es ist anzunehmen, dass die Kontrolle über die Medien bis heute weiter zugenommen hat und dies auch weiterhin tun wird. Der Bevölkerung werden bewusst Informationen vorenthalten, wodurch eine freie Meinungsbildung nur noch sehr schwer möglich ist. Um eben diese eigene Meinungsbildung zu verhindern und die positive Grundstimmung gegenüber eines militärischen Konflikts zu wahren, setzen die USA inzwischen auf Reporter, die als "embedded journalists"* über Konflikte berichten dürfen. Seitens der Regierung und dem Militär stellen die Medien einen wesentlichen Einflussfaktor auf die Bevölkerung dar, mit dem sie Gegenstimmen eindämmen und Informationen gezielt einsetzen bzw. zurückhalten können. Für die Öffentlichkeit muss diese Entwicklung jedoch sehr kritisch betrachtet werden, da eine umfassende Auseinandersetzung sowie eine eigene Meinungsbildung aufgrund fehlende Informationen kaum noch möglich ist.
* "„Embedded journalists” sind Reporter, welche nach einem strengen Auswahlverfahren direkt in Truppenteile vor Ort eingebunden werden. Diesen Reportern werden Betreuer zugewiesen, welche sie in der Krisenregion begleiten und von welchen sie auch mit Informationen versorgt werden. Zudem sind diese „Betreuer“ für die Reporter verantwortlich und entscheiden aus Gründen der Sicherheit darüber, wo in einer Region Berichte angefertigt werden dürfen. Somit können sich diese Reporter nicht mehr frei in der Krisenregion bewegen, was zu einer Berichterstattung führt, welche einzig auf den von der Armeeführung zur Verfügung gestellten Informationen und Materialen beruht." (Pöll 2012, S.335)